
Heute ist es ziemlich genau vier Jahre her, dass mein «Lebenswerk» vor einem gefühlten Abgrund stand. Ich musste eine Entscheidung treffen für mein Leben – für mich.
Zum ersten Mal für mich.
Anstelle einer Burn-Out-Klinik wählte ich den Jakobsweg. Ich ging allein los, und alles was es zum Pilgern brauchte, fand Platz in meinem Rucksack. Mein altes Leben war voller «To-Do’s» und mein Fokus lag mehrheitlich auf den Kindern und meinem Mann. Na ja, ich bin nun mal Mutter von vier Kindern, Ehefrau und Hausfrau. Ich hatte mir dieses Leben ausgesucht und wollte das Beste daraus zaubern. Das Beste aus den Kindern, das Beste aus meinem Mann und natürlich das Beste aus mir selbst. Glücklich machte es mich nicht, doch von Glück sprach ja auch nie jemand. Es ging und geht um Pflichterfüllung und unbeschadetes durchs Leben kommen...
Man kann sein Umfeld nicht nach dem eigenen Perfektionismus formen. Es lebt nach seinen eigenen Gesetzen.
In meinen zwei Wochen Auszeit zwischen Rapperswil SG und Genf, drehte ich den Spiess komplett um. Es gab keine Zeit und kein Ziel. Meine Füsse trugen mich so lange bis mein Kopf boykottierte. Ich wusste nie, wo ich mich auf der Karte befand oder wo mein nächster Schlafplatz war. Ich verliess mich einzig und allein auf die blaugelben Wanderwegweiser, die mich immer wieder lehrten: «Der Weg ist das Ziel». Denn - mein Jakobsweg widerspiegelte mir im wahrsten Sinne des Gehens metaphorisch mein Leben. Ich hatte immer wieder die Wegweiser übersehen. Ich lief stundenlange im Kreis. Ich ging unzählige Male auf dem Weg verloren. Doch ich erreichte ein nie erahntes Ziel vor der französischen Grenze.
Und als wäre dem Pilgern nicht schon genug Ehre erwiesen...
mein Jakobsweg zeigte mir am dritten Tag bei miserablem Regewetter die Schritte aus meiner Misere. Mein Jakobsweg war Umweg und Ziel zugleich. Mein Jakobsweg liess mich immer wieder verloren gehen und dadurch tiefer sehn.
Bildquelle: https://www.kloster-einsiedeln.ch/jakobspilger/
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