Ich liebe den Frühling. Die frische, nicht mehr ganz so kalte Luft. Ich richte automatisch meinen Gang auf und geniesse den Wind im Gesicht und auf dem endlich wieder freien Hals. Ich schliesse meine Augen und atme tief in den Bauch und die Lungen. Ich spüren den Aufbruch, und den Neuanfang genau gleich wie die Rebe, die ihre neuen Triebe weit in den Himmel streckt. Ich betrachte einen davon mit meiner ganzen Achtsamkeit. Wunderschön, frei, zierlich, mit filigranen Fühlern, nach Halt suchend. Jedoch gibt es nichts festzuhalten – noch nicht. Und trotzdem streckt er sich mit seiner ganzen Grazie der Sonne entgegen, im Wissen, dass er es nicht wissen muss. Dieses Bild manifestiert sich tief in mir. Ich muss es nicht wissen. Ich bin klein für die Welt und zerbrechlich in meinem Menschsein. Trotzdem mache ich es dem Trieb gleich und strecke mich der Sonne entgegen. Ich strecke meine Fühler aus und weiss instinktiv, dass es nichts festzuhalten gibt. Irgendwann, irgendwo, irgendwie wird sich das Gegenüber zeigen. Es nicht zu wissen, hindert mich nicht daran, mich zu entfalten und zu wachsen. Ich liebe den Frühling:-)
Wie die Triebe im Frühjahr
Aktualisiert: 13. Apr. 2022
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